Manifest der Fotogruppe Isoakt 62 Berljin

Weniger ist mehr  

Warum begreifen wir Michelangelos David und Botticellis Geburt der Venus als zwei der größten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte, obgleich diese Kunstwerke auf Grund ihres Aktes heutzutage nicht in den sogenannten sozialen Medien geteilt werden dürften? 

Das Wesentliche ist die Schönheit selbst. Wir möchten Sie darstellen, ihr einen Körper und ein Gesicht geben, indem wir den Kern der menschlichen Schönheit in unserer Fotografie festhalten und herausarbeiten. Wir geben Licht, Schatten und Geheimnis hinzu und wenn wir nichts mehr weglassen können, kommen wir zur Perfektion, zur Reinheit, zum Wesen des menschlichen Körpers. 

Weniger ist mehr. Zum einen stellen wir die Körper ohne Kleidung dar, so wie Gott ihn schuf. Insofern haben wir bereits das “weniger” im Programm. Zum anderen hört unser Konzept hier jedoch nicht auf. Nacktheit an sich ist keine Kunst, wenn man darunter versteht, an den Kern einer Sache heranzukommen. Der perfekte, glatte Look von Menschen, Essen und Einrichtungen auf Instagram & Co ist jedenfalls keine Kunst, es ist nur Schein, kein Sein. Wir dagegen lassen weg, um darzustellen, was der ganze Blick verstellen würde. Wir lassen weg, um herauszuarbeiten, was im Kern des Wesens liegt, im Kern der menschlichen Seele und im Kern der menschlichen Sehnsucht. Insofern ist weniger mehr, im doppelten Sinne. Weniger IST mehr.

Wir lassen nicht „posen“. Die Pose ist im besten Fall gutes Handwerk, im schlechten Fall ist die Pose jedoch eine Entstellung der Eigentlichkeit. Die Pose kann nur initiales Werkzeug sein, um die Eigentlichkeit zu entbergen.

Die Gruppe: Isoakt 62 Berlijn 

In dem Club Isoakt62Berlijn haben sich bis jetzt vier Fotografen und Fotografinnen zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu inspirieren. Wir haben festgestellt, dass Fotografen häufig Einzelgänger sind, aber gerade zusammen mehr entstehen kann. Der eine hat eine Idee, die der andere noch ergänzt. 

Wir möchten den menschlichen Körper und sein Antlitz in einem harmonischen Zusammenspiel von Körperformen, Licht und Schatten in seiner einzigartigen Persönlichkeit darstellen. Unsere Arbeit soll eine Hommage an den menschlichen Körper sein, unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Aussehen erstellen wir Portrait- und/ oder Aktfotografien. Wir sehen es als eine Herausforderung, im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Model den Schönheitsbegriff und sein je eigenes Wesen jedes Mal aufs Neue zu definieren. 

Wir akzeptieren, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, aber wir möchten den Betrachter dabei inspirieren, seine Definition von Schönheit neu zu denken. Denn Schönheit ist nicht statisch, sie ist ein ästhetischer Aushandlungsprozess zwischen Betrachter, Model und dem Fotografen als Vermittler. 

Berlin im Sommer 2020